Seit langem war es wieder so weit: Drei ehemalige Schüler hatten im Herbst 2022 die Chance, drei Wochen lang nach Nepal zu fliegen um dort unter anderem unser Partnerdorf Mandra kennenzulernen.
Tag 1-3: Angekommen in der großen Stadt
Wir flogen am 18.10. aus Berlin über Doha in die Hauptstadt Kathmandu und waren direkt fasziniert und überwältigt von der fremden Kultur, von den Menschen und der Stadt. In Kathmandu angekommen, stießen wir auf unsere Projektpartner aus Buchen, mit denen wir die nächsten Wochen zusammen verbrachten. In den ersten drei Tagen unserer Reise akklimatisierten wir uns und bereiteten uns auf den nächsten Teil unserer Exkursion vor, die uns eine Woche lang in den Himalaya führte. Außerdem zeigten uns Nima, der Projektkoordinator von Namaste Nepal Kathmandu, und Raj, unser Reiseleiter, die Sehenswürdigkeiten der nepalesischen Hauptstadt und erklärten uns Kultur und Religion des Landes. Besonderes Highlight war Swayambunath, der sogenannte Affentempel, von welchem wir einen traumhaften Ausblick über die Millionenstadt hatten.
Speziell in Erinnerung blieb uns außerdem das scheinbare Chaos, dass sich durch alle Bereiche des täglichen Lebens uns offenbarte. Angefangen beim Verkehr, bis hin zu Strominstallationen, konnte uns alles nicht fremder erscheinen.
Wir genossen die Abende mit gutem nepalesischen Essen und in netter Gesellschaft, bevor wir an Tag 4 auf unsere Trekkingtour aufbrachen.
Tag 4-12: Trekkingtour durch den Himalaya
Die Trekkingtour begann früh am morgen mit einer 10-stündigen Busfahrt nach Syabru Besi. Die Fahrt an sich stellte schon ein Highlight dar, da die Straßen nach deutschen Standards eher schlecht instangehaltene Waldwege waren, die selbstverständlich ohne jegliche Leitplanken, wenige Zentimeter neben einem viele hunderte Meter tiefen Abhang verliefen. Selbst der “Highway” war übersäht mit Schlaglöchern – so sehr, dass wir uns nach der ersten halben Stunde mit einem platten Reifen am Straßenrand wiederfanden. Zu unserem Glück befand sich “zufälligerweise” genau vor uns ein Reifenhandel, der uns den Reifen flickte und uns die Weiterfahrt ermöglichte. Wir erreichten unseren Ausgangspunkt für die Tour am frühen Abend.
Die nächsten Tage waren sowohl anstrengend, als auch wunderschön. Die langen Wandertage mit vielen hunderten Höhenmetern wurden belohnt mit atemberaubenden Sonnenuntergängen, Bergpanoramen wie von Postkarten und geselligen Abenden in den Guesthouses.
Wir bewanderten das Langtang Tal, eine der weniger touristischen Gegenden, bis hoch ins Bergdorf Kyanjin Gumpa. Den Höhepunkt bildete – wortwörtlich – der Aufstieg auf den Kyanjin Ri zum Sonnenaufgang. Auf dem 4600 Meter hohen Berg machte uns die dünne Luft bereits zu schaffen, obwohl sich neben uns noch drei Kilometer höhere Berge auftürmten.
Später am gleichen Tag kamen wir außerdem in Kontakt mit einem Einheimischen, der uns sehr detailliert und eindrucksvoll seine Erfahrung aus erster Hand des verheerenden Erdbebens von 2015 erzählte.
Tags drauf verließen wir Kyanjin Gumpa und machten uns auf den Rückweg nach Syabru Besi und nach einer weiteren Nacht dort wieder zurück nach Kathmandu.
Tag 13-18: Besuch unserer Dörfer
Angekommen in Kathmandu machten wir uns direkt wieder für den Aufbruch bereit, am nächsten Tag ging es mit den Buchenern und weiteren Schülern aus Freiberg zum eigentlichen Höhepunkt unserer Reise. Wir fuhren ungefähr fünf Stunden in ein Tal unterhalb von Gathi, nur wenige Minuten von der Grenze nach China entfernt. Die letzten Kilometer und vor allem Höhenmeter, legten wir zu Fuß zurück. Ungefähr auf halbem Weg wurden wir bereits von den Dorfbewohnern empfangen. Sowohl Kinder als auch Dorfälteste führten uns die letzte halbe Stunde ins Dorf, immer begleitet von einer eigenen kleinen Blaskapelle. Alle waren sehr herzlich und vor allem die jüngeren Kinder hatten keine Scheu uns an der Hand zu nehmen und uns die Stufen hochzuziehen. Im Dorf angekommen warteten alle Bewohner mit Schals und Blumenketten und bereiteten uns einen unfassbaren Empfang. Wir blieben zusammen mit den Freibergern in Gathi, während die Gruppe aus Buchen noch etwas weiter nach Dandakatheri fuhr. Wir bezogen jeweils zu zweit unsere Zimmer bei Gastfamilien und trafen uns abends zum gemeinsamen Abendessen im Gemeinschaftshaus.
Die nächsten Tage wurden wir an allen Kindergärten und Schulen des Projektes mit unzähligen Blumenketten, Aufführungen und Reden empfangen. Es war allen deutlich anzumerken, wie dankbar sie für unsere Arbeit sind, aber auch, wieviel ihnen unser Besuch bedeutet. Abends wurde stets auf der Straße vor dem Gemeinschaftshaus mit den Einwohnern gefeiert.
Ein besonderes Erlebnis für uns war der Besuch unseres Kindergartens in Mandra. Wir wurden eingeladen, einen ganzen Tag mit den Kindern und Erzieherinnen dort zu verbringen. Zunächst begleiteten wir die Kindergärtnerinnen auf ihrem Weg zur Arbeit aus Gathi den steilen Weg nach Mandra. Wir waren sichtlich aus der Puste, während die beiden Frauen sich unterhaltend ohne jegliche Anstrengung vor uns her liefen. Obwohl die Kinder zunächst sehr schüchtern wirkten, kamen sie schnell zu uns und wollten spielen. Allerdings stand erst Unterricht an, bereits im Kindergarten lernen Kinder hier sowohl das nepalesische als auch unser Alphabet, sowie Zahlen und erste Wörter auf Englisch.
Hier wurde uns dann richtig bewusst, was unsere Arbeit bewirkt. Nicht nur ermöglichen wir Kindern einen guten Einstieg in den Schulalltag, vor allem lässt es aber den Eltern und älteren Geschwistern Zeit, zu arbeiten oder in die Schule zu gehen. Langfristig bietet man damit die beste Chance auf ein finanziell unabhängiges Leben.
Mit dieser Erfahrung ging der letzte Tag in Gathi zu Ende.
Am nächsten Morgen wurden wir von allen Dorfbewohnern mit einer großen Zeremonie verabschiedet, bevor wir uns schweren Herzens auf den Abstieg machten.
Wir verbrachten einen letzten Tag im Borderlands Resort, bevor wir in den Bus stiegen und wieder nach Kathmandu fuhren. Wir verabschiedeten uns von unseren Mitreisenden aus Buchen und Freiberg, von Raj, Nima und Dolma die uns die ganze Zeit begleitet haben und von dem fremden, farbenfrohen Land im Himalaya.
Uns allen fiel die Rückreise sehr schwer, nicht nur haben wir neue Freunde gefunden, sowohl auf deutscher als auch auf nepalesischer Seite, sondern wurden uns auch die Augen geöffnet, wie unterschiedlich wir in Deutschland leben. Trotz aller Schwierigkeiten die die Einheimischen bewältigen müssen, haben wir in den ganzen drei Wochen nur Freundlichkeit und Großzügigkeit erfahren. Uns wurde auf eine besondere Art und Weise gezeigt, wie wenig es braucht um glücklich zu sein und das wird uns allen im Gedächtnis bleiben.